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Einzelgänger oder geselliger Typ

Beim Erwerb eines Heimtieres kommt es leider vor, dass Fehler gemacht werden. Wer sich einen Hund zulegt und keine Zeit für ihn hat, quält das Tier und sich selber. Wen die Lautäußerungen von Ziervögeln stören, wäre mit einem schönen Aquarium wohl besser bedient. Doch die häufigsten und folgenschwersten Fehler werden sicherlich gemacht, wenn man sich dazu entscheidet, von einer Art, die gesellig leben möchte, ein Einzeltier zu halten.

Mag der Zoofachhändler auch noch so sehr auf zwei gedrängt haben - nur ein Wellensittich wurde gekauft. Das Argument: "Der Bubi meiner Großmutter ist allein uralt geworden und hat bis zuletzt fröhlich gezwitschert!" Nun ja, er war halt menschengeprägt. Nicht gerade das Ideal, weil ein Mensch, mag er auch noch so liebevoll sein, nun einmal nicht fliegen kann und keine Eier legen will! Er kann also kein vollwertiger Partner für einen Vogel sein. Ähnliche Beispiele gibt es viele. Um Enttäuschungen und dauerhaften Kummer zu vermeiden, sei gesagt:

Folgende Tierarten - die Aufzählung ist unvollständig - wollen und müssen in Gesellschaft von ihresgleichen gehalten werden: Meerschweinchen, Ratten, alle Mäusearten, Degus und Zwerghamster. Nur der Goldhamster lebt lieber für sich allein. Praktisch alle Ziervögel, auch und gerade die klugen Papageien, verkümmern als Einzeltiere in Menschenhand. Sie zupfen sich häufig die Federn heraus und können leicht bissig werden - vom hysterischen Kreischen nicht zu reden.

Auch Kaninchen haben es lieber gesellig, mindestens zu zweit. Selbst wenn man immer wieder hört, dass ein Einzeltier recht zufrieden in der Menschenfamilie gelebt hat. Allerdings muss man beachten, dass Kaninchen zwar Gruppentiere sind, es aber Individualabstandsphasen gibt, in der ein Kaninchen keinen Artgenossen in unmittelbarer Nähe duldet. Es kann zu heftigen Auseinandersetzungen kommen und sei es nur deswegen, weil das zweite Kaninchen im gemeinsamen Käfig keinen ausreichend großen Abstand einhalten kann. Leider kündigen sich solche Individualabstandsphasen nicht an, und man kann Kaninchen deshalb nicht vorsorglich vorübergehend trennen. Freilauf ist aber auch nur möglich, wenn der Halter diesen überwachen kann. Die Erfahrung, dass die sozialen Bedürfnisse von Kaninchen durchaus auch vom Menschen befriedigt werden können, wenn dieser ausreichend viel Zeit dafür erübrigen kann, legt dann in der Wohnung schon die Einzelhaltung nahe, aber selbstverständlich nicht in einem Single-Haushalt bei ganztägiger Berufstätigkeit.

Bei Fischen lassen Sie sich beim Kauf bitte umfassend beraten. Die meisten leben gesellig, wie etwa Neons, doch der attraktive Feuerschwanz ist ein Einzelgänger. Die Zusammenstellung eines Beckens mit verschiedenen Arten will also gut überlegt sein!

Das häufigste Argument, wenn nur ein Einzeltier gehalten wird: "Der Welli schließt sich eher an Menschen an, wenn er keinen Artgenossen als Alternative hat!" Wie hartherzig - man nimmt in Kauf, dass das Tier leidet, nur damit es etwas schneller zahm wird? Das Vertrauen eines Tieres muss man sich mit geduldiger Zuneigung verdienen, nicht etwa erzwingen wollen.

Vor der Anschaffung eines Heimtieres informieren

Was ist nun zu tun, um ungewollte Tierquälerei zu vermeiden? Vor der Anschaffung eines Heimtieres sollte man sich umfassend über dessen Ansprüche informieren. Die letzte und kompetenteste Instanz ist dann der Zoofachhändler. Er hat ein ureigenstes Interesse daran, dass die von ihm verkauften Tiere, doch auch deren menschliche Pfleger voll und ganz zufrieden sind. Und ein wichtiger Rat: Erwerben Sie nur Tiergruppen oder Paare, die sich kennen und untereinander vertragen. Erst einmal "auf Probe" ein Einzeltier zu kaufen und dann später andere dazu setzen, geht häufig schief. Die nachträgliche Zusammenführung zweier Individuen kann schwierig und langwierig sein. Diese Probleme umgeht man, wenn nur Tiere aus einem Wurf, aus einem Gehege in der Fachhandlung erworben werden!