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20 Jahre „Leuchtie“__Ein Licht aus der Oberpfalz

Vor 20 Jahren verkaufte Robert Stahl Elektronikartikel im Internet. Dann verschwand sein Husky „Shaggy“ im Wald. Zwei Jahrzehnte später feiert der Gründer den 20. Geburtstag seines Unternehmens und seiner Erfindung: ein leuchtendes Hundehalsband namens „Leuchtie“.

Verschiedene Einzelteile müssen zusammenpassen, damit ein großes Ganzes daraus entstehen kann. Die einzelnen Teile müssen für sich genommen auch gar nichts miteinander zu tun haben. Trotzdem kann es später ausschauen, als hätten sie von Anfang an zusammengehört. So wie bei Robert Stahl vor 20 Jahren. Unternehmer war er damals schon länger, aber als ihm dann noch die Idee mit einem leuchtenden Hundehalsband kam, passte eben alles zusammen. Es war der Anfang einer Erfolgsgeschichte, die er damals so sicher nicht absehen konnte.

Stahl betrieb 2003 eine Online- Plattform für Elektronikartikel – Digitalkameras, MP3-Player, eben alles, was Anfang der Nullerjahre gerade gefragt war. Nach der Arbeit durchstreifte er gern gemeinsam mit seinem schwarzen Husky „Shaggy“ die Wiesen und Wälder rund um das Städtchen Weiden in der bayerischen Oberpfalz. Damals, so erinnert sich Stahl, sei „Shaggy“ auch mal im Wald verschwunden und war dann wegen seiner Fellfarbe praktisch unauffindbar. Wenn doch nur irgendetwas an ihm heller gewesen wäre oder vielleicht sogar geleuchtet hätte.

Defektes Bremslicht

Ein Nachbar betrieb eine Kfz-Werkstatt und von dem bekam Robert Stahl irgendwann eine ausgebaute, defekte Bremslichtleiste. Die Leuchtdioden funktionierten noch und die montierte Stahl in einen Schlauch. Der erste Prototyp des „Leuchtie“-Halsbands war geboren. Natürlich fehlten noch einige Komponenten, doch nach etwas weiterer Tüftelei konnte er schließlich „Shaggys“ neues Accessoire in Betrieb nehmen.

Als die beiden beim Gassi gehen bei anderen Hunden und deren Haltern für Aufsehen sorgten, dämmerte Robert Stahl, dass er vielleicht eine tragfähige Geschäftsidee in der Hand hielt – oder besser: seinem Hund um den Hals hing. Er hatte Unternehmergeist, er hatte ein Produkt und er hatte mit seiner E-Commerce-Plattform einen eigenen Vertriebskanal. Also legte er los.

25 Vorprodukte

Stahl meldete ein Gebrauchsmuster an, sozusagen der kleine Bruder eines Patentes. Heute sind die Halsbänder natürlich längst richtig patentiert. Die Idee war, dass er bereits am Markt verfügbare Einzelteile verbauen wollte; rund 25 solcher Vorprodukte sind in heutigen „Leuchtie“-Halsbändern enthalten. Mittlerweile lässt das Unternehmen auch eigene Teile spritzen, aber damals war das aus Kostengründen keine Option.

Zunächst arbeitete Stahl in einer Produktionsstätte von etwa 60 Quadratmetern. „Wir waren praktisch eine Garagenfirma“, sagt er über die Anfangszeit. Gebaut wurde alles von Hand, das ist heute auch immer noch so. Vor allem in den Sommermonaten produzierte er damals. Im Herbst, wenn die Tage kürzer und das Licht weniger wird, begann die Hauptverkaufszeit. Die Halsbänder waren im Online-Shop verfügbar und der Absatz „ging gleich gut los“, sagt Stahl. Im Gründungsjahr verkaufte das Unternehmen rund 1.000 Halsbänder, ein Jahr später bereits mehrere Tausend.

Stetes Wachstum

Nach einem Jahr stellt er den ersten Mitarbeiter ein. Der sollte ihm beim Einpacken helfen, denn die Nachfrage stieg immer weiter. 2004 fragten erste Händler aus der Schweiz nach den Halsbändern. 2006 zog „Leuchtie“ in ein größeres Gebäude, jeweils drei Jahre später folgten zwei weiter Umzüge mit Erweiterungen der Firmenflächen. „Wir sind zwanzig Jahre lang beständig gewachsen“, sagt Christian Roth, der vor Kurzem die Geschäftsführung von Robert Stahl übernahm. Stahl bleibt als Inhaber weiter involviert.

Heute arbeiten 15 Mitarbeiter bei „Leuchtie“, die meisten davon in der Produktion. Bis zu 35.000 Halsbänder werden jährlich dort montiert. Mit Partnern in Japan, Großbritannien und Skandinavien wird der Export abgewickelt. Beim Einkauf setzen Stahl und Roth auf deutsche, möglichst sogar regionale Lieferanten. Deswegen ist „Leuchtie“ auch gut durch die Corona- Pandemie gekommen, weil es im Beschaffungswesen keine Probleme gab.

Halsband wird weiterentwickelt

Stahls Team entwickelt die verschiedenen Modelle des „Leuchtie“-Halsbandes auch zwanzig Jahre nach dem ersten Prototypen stetig weiter. Die Halsbänder leuchten heute heller, die Batterien und Akkus liefern länger Energie. Das Produkt soll möglichst zehn Jahre halten. Falls doch mal etwas kaputt geht, bietet die Firma einen Ersatzteilservice.

„Viele Halter vererben das Halsband dem nächsten Hund, sollte der erste sterben“, sagt Vanessa Schmidt, die bei „Leuchtie“ im Vertrieb unter anderem den Fachhandel betreut. Mittlerweile, und das sagt Robert Stahl mit stolzer Stimme, sei der Name „Leuchtie“ zu einem Synonym für leuchtende Hundehalsbänder geworden. Genau wie „Tempos“ für Papiertaschentücher.

Dominic Heitz