Guangzhou__Der große Fisch-Markt

       Märkte gibt es weltweit. Das ist nichts Besonderes. Meist sind es Märkte mit Angeboten des täglichen Bedarfs, selten Märkte, die sich nur auf ein Gebiet spezialisiert haben. So der große Fisch-Markt in der südchinesischen Stadt Guangzhou. 

Bei den Einwohnern der Millionenstadt Guangzhou heißt er einfach nur der „Fish-Market“, für Eingeweihte der “Yuehe Fish Market“ und oft auch, benannt nach der Bahn-Station, der „Huadiwan Market“. Recherchen nach wurde er am 1. Januar 2001 ins Leben gerufen. Heute umfasst er eine Fläche von rund 100.000 qm, das sind im Größenvergleich rund 14 Fußballfelder. Es ist ein Markt, der sich nur mit Fischen und deren Pflege befasst. Dabei handelt es sich nicht um Nutzfische, sondern ausschließlich um Fische für das Aquarium sowie für Teichanlagen. Und das mit allem erdenklichen Zubehör. Allerdings gibt es noch, nur durch eine stark frequentierte, öffentliche Straße getrennt, einen separaten, rund 5.000 qm großen Teil mit Ziervögeln sowie Teich- und Gartenpflanzen. Ungewöhnliche Gartendekorationen erweitern das Angebot: in Naturstein oder Kunststoff sowie als sehr moderne Plastiken, überwiegend mit intrigierten, kleinen Wasserfällen.

    Kein Markt für Touristen  

Der riesige Fisch-Markt beinhaltet moderne Läden, normale Geschäfte und einfache Verkaufsstände am Rand der gefliesten bzw. asphaltierten Verkaufsstraßen und Wege. 1.500 Geschäfte unterschiedlichster Form befinden sich in einer riesigen überdachten Halle. Nach bisherigen Erkenntnissen der vermutlich größte Markt für Zierfische weltweit. Kein Markt für Touristen - es ist der große Markt für die Bewohner der Stadt bzw. für das Land. Die Zahl der Touristen ist im Vergleich zum weltberühmten Chatuchak Markt in Thailands Hauptstadt Bangkok nicht erwähnenswert. Die Liebe zu Unterwassertieren ist in China groß und in der Bevölkerung tief verwurzelt. Die Geschichte der Goldfische ist rund 1000 Jahre alt und hatte ihren Ursprung in China. Noch heute ist die Pflege von Fischen in Behältern weit verbreitet und eine große Leidenschaft der Chinesen. Der Fisch-Markt in Guangzhou bietet dazu die besten Voraussetzungen, denn das Angebot ist riesig: neben allem erdenklichen Zubehör gibt es vor allem Fische. Die Mengen der gezeigten Arten sind nicht nur vielfältig, sondern auch oftmals in den Stückzahlen überwältigend. Vorrangig sind es die roten Zuchtformen verschiedener, größer werdenden Buntbarsche und Karpfenfische, aber auch die für kleinere Aquarien geeigneten Arten. Auf einem chinesischen Fisch-Markt dürfen natürlich die chinesischen „Glücksbringer“, die Arowana nicht fehlen. Sie werden nicht als beiläufiges Angebot, sondern vor allem in den dafür eingerichteten Spezialgeschäften präsentiert. Dabei sind die Preise für chinesische Durchschnittsverdiener kaum bezahlbar, für die neue Mittelschicht dagegen anscheinend kein Problem. Gefragt sind auch die verschiedenen  Arten der sehr dekorativ wirkenden Rochen. Sie werden auf diesem Markt häufig angeboten. Verkaufspreise von umgerechtet zwei bis zweieinhalb tausend Euro für größere Tiere sind dabei nicht selten. In der Skala der beliebten Fische immer noch weit oben stehen Diskusfische. Sie werden in überwiegend guter Qualität in den aktuell gefrgten Farben und Zeichnungen in vielen Spezialläden gezeigt. Nicht nur in der Stadt Guangzhou, auch im Umland gibt es eine Vielzahl von guten Züchtern, die sehr erfolgreich Diskusfische züchten. Alles Fische, die nicht gerade für den schmalen Geldbeutel bestimmt sind. Die Verkaufsstände am Rand der Marktwege bieten aber auch ein breites Sortiment an Fischen, die für das kleine Budget erschwinglich sind. 

Nützliche Neuentwicklungen  

Schränke mit dazugehörigen Aquarien gibt es in großer Anzahl, in dekorativen Formen und außergewöhnlichem Design. Aquarien für die großen Fischarten im sogenannten „China-Look“. Daneben auch Aquarien in für Europa üblichen Formen und Maßen, reichlich mit Wasserpflanzen dekoriert oder als Paludarium mit interessanten Dekorationen und Aufbauten. Selbstverständlich gibt es auch eine große Wasserpflanzenabteilung und ein besonderes Areal mit Gold- und anderen Teichfischen. In Plastikwannen werden große Mengen dieser meist für kleine und große Teichanlagen beliebten Fische angeboten. Nachfrage und Umsatz sind anscheinend sehr gut. Ein Großteil der asiatischen Produkte für die Pflege im Aquarium ist seit längerer Zeit auch in Europa bekannt und hier im Fachhandel erhältlich. Trotzdem gibt es immer wieder interessante und nützliche Neuentwicklungen, die in Europa noch nicht gehandelt werden. Bemerkenswert ist beispielsweise der Filter im „Schubkasten“ unter dem Aquarium. In diesem „Schubkasten“ sind unter einem Nano-Aquarium ein Komplettfilter mit Motorpumpe, Wasserstandsanzeige und Regulierung sowie Digitalanzeige der Wasserparameter eingebaut. Dadurch wird Schwimmraum im eigentlichen Pflegebehälter frei und die Technik ist in der Wartung einfacher zu handhaben. Geignet für Süß- und Meerwasser. Bemerkenswert waren auch die Verkaufsstände für siamesische Kampffische. Fünf Reihen á fünf, knapp einen Liter fassende Kunststoffbehälter, wie in einem Bücherregal, aber mit lichtdurchlässigen „Regalbrettern“, alle durch eine Leuchtdiode von unten beleuchtet und von oben mit Luftzufuhr in Form von Luftblasen. Verschiedentlich noch mit einem kleinen Wasserpflanzenbusch dekoriert, als Rückzugs- und Schutzzone. Die Größe der Behälter kann aber nach Bedarf variieren. Interessant war auch die Filterung unterschiedlich großer Aquarien in Kassettenform. Dazu werden die Bausteine in Form von gleich großen Kunststoffkästen beliebig aneinander gereiht und bei Bedarf auch in Reihen über- einander gestellt. Diese Behälter werden mit unterschiedlichen Filtermaterialien gefüllt und sind durch ein spezielles Rohrstecksystem miteinander verbunden, sodass das Wasser diese Behälter durchläuft und dadurch gereinigt wird. Die steckbaren Filterkassetten wurden in den Geschäften überwiegend auf den Aquarien platziert. 

Paradies für Naturfreunde  

Ein kleiner Teil des Marktes ist den Schildkröten vorbehalten. Hier werden unterschiedliche  Arten in flachen Kunststoffschalen angeboten. Alle Tiere machten einen guten und gesunden Eindruck. Wie auch bei den Fischen oft eine kaum vorstellbare Dichte im Besatz, aber bei immer guter Wasserqualität. Schlecht präsentierte und kranke Tiere finden auch in China keine Käufer, also ist man als Anbieter immer um die Gesundheit und bestmögliche Haltung der Tiere bemüht. Abseits vom geschäftigen Treiben auf dem Fisch-Markt findet man nach dem Überqueren einer belebten Verkehrstraße, den Vogelmarkt. Neben dem Angebot von kleinen und großen „Piepmätzen“ gibt es eine große Auswahl von Zubehör. Gleich daneben, wie eine Oase im Getümmel, der Pflanzenmarkt. Ein kleines Paradies in Form von Blüten, Kakteen und Grünpflanzen. Dazu eine große Auswahl an Gartendekoration und Hilfsmittel für die Gartenpflege. Insgesamt betrachtet ist der „Yuehe Fish“ Markt oder auch „Huadiwan“ Markt ein kleines Paradies für alle Zierfischfreunde und in Erweiterung auch ein Kleinod für Naturfreunde.

Autor: Horst Linke, Aqua-paeb