Zweifel angebracht__Katzenfutter im Zwielicht

Der aktuelle Katzenfuttertest, veröffentlicht in der Märzausgabe der Zeitschrift „test“ hat eine Welle der Entrüstung ausgelöst. Nicht nur betroffene Hersteller ziehen gegen die Bemessungskriterien und Testparameter von Stiftung Warentest zu Felde, besonders Katzenhalter zeigen sich auf Facebook & Co. schockiert bis empört über die Bewertungen.

Testsieger beim aktuellen Katzenfuttertest ist mit der Kauflandmarke K-Classic Adult eines der billigsten Futtermittel. Renommierte Fachhandelsmarken dagegen schneiden zum Teil mit befriedigend, ausreichend oder gar mangelhaft ab. Wieder einmal sticht bei Stiftung Warentest eine preisgünstige Handelsmarke ein höherpreisiges Premiumprodukt aus. Fühlen sich Verbraucher getäuscht, gar über den Tisch gezogen? Sind Katzenhalter, die sich im Fachhandel über artgerechte Ernährung ihres Tieres informieren und dann entsprechende Produkte füttern, hinters Licht geführt worden? 

Zweifel am Testverfahren  

Viele Reaktionen im Internet geben ein ganz anderes Bild ab und ziehen das Testverfahren der renommierten Verbraucherorganisation in Zweifel. Auch im Zoofachhandel scheint es bislang keine Meidung bestimmter Marken zu geben. Dennoch können namhafte Futtermittelmarken wie Iams Adult, Miamor, Feline Bozita, Catz Finefood, Christopherus, Perfect Fit, Animonda, Royal Canin, Terra Faelis und Defu ein solches Testergebnis nicht gelassen hinnehmen. Der Wettbewerb im Segment Katzenfutter nass ist dazu zu groß und ein Vertrauensverlust bei einem bestimmten Produkt kann die gesamte Marke schädigen. Deshalb haben die betroffenen Hersteller wie Allco, bei Stiftung Warentest nachgefasst, um weitere Testkriterien zu erfahren. „Ich betrachte den Test als fragwürdig und wenig aussagekräftigt“, betont Jörg Lefers, Geschäftsführer von Allco Heimtierbedarf. Weitere Aussagen könne er jedoch erst treffen, wenn ihm die detaillierten Testparameter vorliegen, die sein Unternehmen umgehend angefordert habe. Ansonsten folgt er - wie übrigens auch Finnern - der Stellungnahme des Industrieverbandes Heimtierbedarf, IVH, (siehe Kasten) die betont, „die zusätzlichen von der Stiftung Warentest genutzten Bewertungskriterien bedürfen dringend einer wissenschaftlichen Klärung“. Auf weitere Schritte des Verbandes verlässt sich auch Hersteller Iams, dessen Produkt „Iams Adult Katze mit viel Huhn in Sosse“ die Gesamtnote 3,0 erhielt: „Das gleiche Produkt wurde bereits 2008 getestet und damals als Testsieger mit der Gesamtnote 1.0 beurteilt. Bis heute ist das Produkt jedoch in unveränderter Rezeptur im Handel.“ Eine „nicht nachvollziehbare Bewertung“, so das Unternehmen.   Abwertungen im Futtertest gab es hauptsächlich wegen unzureichender Mineralstoffwerte. Bei einigen Herstellern seien z. B. der Phosphor- und Kalziumgehalt zu hoch gewesen bzw. standen in einem ungünstigen Verhältnis zueinander. Bei anderen fehlten Taurin, Vitamin A, Aminosäuren oder Spurenelemente. Auch die Fütterungsempfehlung, die in die Gesamtbewertung immerhin mit 20 Prozent eingeflossen ist, wurde mehrfach als zu groß oder zu wenig differenziert angesehen. Der aktuelle Katzenfuttertest, veröffentlicht in der Märzausgabe der Zeitschrift „test“ hat eine Welle der Entrüstung ausgelöst. Nicht nur betroffene Hersteller ziehen gegen die Bemessungskriterien und Testparameter von Stiftung Warentest zu Felde, besonders Katzenhalter zeigen sich auf Facebook & Co. schockiert bis empört über die Bewertungen.  

Fleischanteil nicht berücksichtigt  

Hauptkritikpunkt vieler Hersteller ist jedoch, dass Stiftung Warentest bei der Prüfung der „Ernährungsphysiologischen Qualität“ nicht auf die Rohstoffe und deren Qualität eingegangen ist. So kritisiert animonda: „Stiftung Warentest hat Produkte unterschiedlicher Qualitätsstufen getestet. Interessant dabei ist, dass insbesondere standardisierte Produkte mit Getreidemehlen gute Noten erhielten. Produkte, wie z. B. Carny, mit einem hohen Frisch-Fleischanteil wurden deutlich schlechter bewertet.“ Ähnlich argumentiert Bozita: „Leider sind gerade wichtige Indikatoren wie Fleischanteil und Fleischqualität nicht berücksichtigt worden. Auch wurde nicht analysiert, ob die Zusammensetzung im Gesamten gesund für die Katze ist.“ Verwundert über den im Test aufgestellten Qualitätsaspekt zeigte, sich die Firma Demeter, die das Bio-Produkt „Defu“ herstellt und mit „mangelhaft“ die schlechteste Bewertung erhielt: „Unabhängig von unserem Ergebnis, sollte man die Qualitätskriterien in diesem Test hinterfragen. So wurden Produkte mit ‚sehr gut’ und ‚gut’ bewertet, die laut Deklaration minderwertige Zutaten wie z.B. ‚pflanzliche Eiweißextrakte’ oder ‚tierische und pflanzliche Nebenerzeugnisse’ verwenden. Das lässt vermuten, dass weder der tatsächliche Fleischanteil noch die Qualität der Rohware, sowie allergene Stoffe in diesem Test Beachtung fanden. Es ist außerdem nicht bekannt, welchen Referenzbereich die Stiftung Warentest angelegt hat. Es ist nur logisch, dass je natürlicher ein Produkt ist, z.B. durch einen hohen Fleischanteil, die Schwankungsbreiten, in den für die Stiftung Warentest relevanten Parametern, größer sind als bei einem Produkt, in dem nur wenig Fleisch und dafür viele verschiedene natürliche aber auch vor allem künstliche Inhaltsstoffe sind.“

Gesundes Fast Food?

Noch weiter geht Hersteller Terra Canis, der den Vergleich zu Fast Food-Produkten herstellt, die bei günstigem Preis, eindeutiger Verzehrmenge, Einhalten gesetzlicher Deklarationsvorschriften und ohne nachweisbare Schadstoffe, trotzdem keine optimale Ernährung darstellen. „Die wirkliche Qualität eines Produkts muss an folgenden Punkten gemessen werden: Frische der Rohstoffe, Qualität der Rohstoffe, artgerechte, ausgewogene Zusammensetzung, wenig bis keine synthetischen Zusätze, Nährstoffversorgung auf möglichst natürliche Weise,
 kein Zucker usw. 
Leider werden keine dieser wesentlichen Punkte bei dem Test wirklich berücksichtigt.“ Auf die zza-Anfrage hat der Hersteller von dem ebenfalls mit mangelhaft getestetem Terra Faelis ausführlich über Verwertbarkeit, Verdaulichkeit und Frische bzw. Qualität des Futters informiert: „ Es ist bekannt, dass die biologische Wertigkeit von synthetisch erzeugten Vitaminen, Mineralstoffe und Spurenelementen eine andere ist als von Natürlichen und dass eine Überversorgung von synthetischen Vitaminen schädlich sein kann. Der Nährstoffgehalt eines Futters sagt nichts über die Qualität und die Vollwertigkeit eines Futters aus, da die Verwertbarkeit von synthetischen Zusatzstoffen und minderwertigen Bestandteilen keine Verdaulichkeit garantiert. Wenn Sie jeden Tag Fast Food essen und dazu ausreichend Vitamin- und Mineralstofftabletten, sind Sie theoretisch mit allen Nährstoffen versorgt. Inwieweit Ihr Körper diese synthetischen Nährstoffe aber aufnimmt und verwertet, ist die zweite Frage.“ Außerdem kritisiert der Hersteller die gesetzlichen Deklarationsvorschriften, mit denen der Verbraucher getäuscht werden könne; Terra Canis dagegen deklariere ganz offen und transparent.  Auf eine „gläserne Deklaration, die nichts verschweigt“, beruft sich auch die Pets Nature GmbH: „Die im Test mit 60% der Gesamtnote gewichtete „ernährungsphysiologische Qualität“ wird nicht näher erläutert: Welche Werte mit welchen Referenzbereichen belegt wurden, bleibt unklar. Dem Artikel zufolge wurden die Nährstoffgehalte des Futters nach den Richtlinien der FEDIAF und der NRC bewertet. Catz finefood orientiert sich streng an den empfohlenen Nährwerten der FEDIAF und hat seine Rezepturen unter Zuhilfenahme dieser Forschungsergebnisse entwickelt. Ein Widerspruch? Wichtige Bewertungskriterien wie Fleischanteil oder Verwendung von Farb-, Konservierungs- und Lockstoffen wurden augenscheinlich nicht berücksichtigt. Auch wenn im Test die tatsächlich verwendeten Fleischsorten untersucht wurden, floss dieses Ergebnis anscheinend nicht in die Bewertung ein, wenn z. B. ein Produkt, betitelt mit ‚Huhn und Wild’, gar kein Wild enthält und doch mit ‚sehr gut’ abschneidet.“ Außerdem, darauf weisen sämtliche Hersteller, die auf einen hohen Frischfleischanteil setzen, hin, unterliegen die verwendeten Rohstoffe leichten natürlichen Schwankungen. Damit erklärt Royal Canin z.B. den erhöhten Vitamin A-Gehalt von„Feline Health Nutrition Instinctive Gravy“, das ebenfalls mit mangelhaft bewertet wurde. Dieses Futtermittel enthält nämlich den Rohstoff Leber, weshalb er bei verschiedenen Chargen unterschiedlich ausfallen kann. Ähnlich argumentiert Terra Canis beim Kalziumgehalt, der von Bio-Eierschalen stammt. Aufklärung im Fachhandel Auch wenn die meisten Katzenhalter sicherlich weiterhin von dem Futter ihrer Wahl überzeugt sind (was übrigens die Kommentare auf den Artikel bzw. bei Facebook zeigen) und auf dessen Qualität vertrauen, könnten andere Kunden oder Neukunden von dem Testergebnis verunsichert sein. Gerade als Fachhändler ist es daher wichtig zu wissen, auf welchen Werten das Qualitätsurteil beruht. Nicht das Einhalten gewisser Werte ist maßgeblich, betont Bozita: „Es ist wichtig, den Verbraucher aufzuklären, dass das Testurteil nicht viel über die wirkliche Qualität des Futters aussagt, sondern nur gewisse Werte betrachtet werden.“ „Dieser Test zeigt wieder einmal, wie wichtig der Fachhandel für den Verbraucher ist. Denn nur eine kompetente Beratung kann dem Tierbesitzer deutlich machen was Qualität bedeutet. Wer Astronautennahrung einer frischgekochten Mahlzeit vorzieht, nur weil diese vielleicht „ernährungsphysiologisch korrekt eingestellt ist“, der kann weiter Handelsmarken im Supermarkt kaufen, so Luisa Benning von defu.    sg Der aktuelle Katzenfuttertest, veröffentlicht in der Märzausgabe der Zeitschrift „test“ hat eine Welle der Entrüstung ausgelöst. Nicht nur betroffene Hersteller ziehen gegen die Bemessungskriterien und Testparameter von Stiftung Warentest zu Felde, besonders Katzenhalter zeigen sich auf Facebook & Co. schockiert bis empört über die Bewertungen.  

Aufklärung im Fachhandel

Auch wenn die meisten Katzenhalter sicherlich weiterhin von dem Futter ihrer Wahl überzeugt sind (was übrigens die Kommentare auf den Artikel bzw. bei Facebook zeigen) und auf dessen Qualität vertrauen, könnten andere Kunden oder Neukunden von dem Testergebnis verunsichert sein. Gerade als Fachhändler ist es daher wichtig zu wissen, auf welchen Werten das Qualitätsurteil beruht. Nicht das Einhalten gewisser Werte ist maßgeblich, betont Bozita: „Es ist wichtig, den Verbraucher aufzuklären, dass das Testurteil nicht viel über die wirkliche Qualität des Futters aussagt, sondern nur gewisse Werte betrachtet werden.“ „Dieser Test zeigt wieder einmal, wie wichtig der Fachhandel für den Verbraucher ist. Denn nur eine kompetente Beratung kann dem Tierbesitzer deutlich machen was Qualität bedeutet. Wer Astronautennahrung einer frischgekochten Mahlzeit vorzieht, nur weil diese vielleicht „ernährungsphysiologisch korrekt eingestellt ist“, der kann weiter Handelsmarken im Supermarkt kaufen, so Luisa Benning von defu.    sg