Konjunkturprognose__Deutsche Wirtschaft schrumpft auch 2024

Deutschland erwartet ein weiteres Rezessionsjahr: Das Bruttoinlandsprodukt wird 2024 um ein halbes Prozent zurückgehen, zeigt die neue Konjunkturprognose des Instituts der deutschen Wirtschaft.

Für die deutsche Wirtschaft hätte 2024 eigentlich zum Jahr der Erholung werden können. Doch die Rahmenbedingungen bleiben laut Institut der deutschen Wirtschaft (IW) schlecht. Nach einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von einem halben Prozent im Jahr 2023 werde die deutsche Wirtschaft auch 2024 um fast ein halbes Prozent schrumpfen, heißt es in einer IW-Pressemitteilung.

Besonders der Streit um den Bundeshaushalt verunsichert die Unternehmen, viele stellen ihre Investitionsentscheidungen erst einmal zurück. Für die Prognose haben die IW-Forscher in Modellrechnungen untersucht, wie sich das auf die Konjunktur auswirkt. Demnach fallen Staatsausgaben in Höhe von über 20 Milliarden Euro weg. Das drückt das BIP nach unten. Im schlimmsten Fall sei sogar ein Rückgang von einem Prozent möglich, so das IW.

Deutsches Wirtschaftsmodell unter Druck

Auch sonst bleibe das deutsche Exportmodell in der Krise. Die geopolitische Lage ist im neuen Jahr weiterhin unsicher. Davon ist die gesamte Weltkonjunktur betroffen: Der globale Warenhandel wird 2024 voraussichtlich nur um ein Prozent zulegen.

Das bekommt laut IW vor allem die Industrie zu spüren, die 2024 im vierten Jahr stagnieren wird und bereits seit 2018 kaum von der Stelle kommt. Seit zwei Jahren bekommen die Unternehmen weniger Aufträge aus dem Ausland, viele halten sich deshalb mit Investitionen zurück.

Die Bautätigkeit lag auch 2023 noch unter dem Niveau von 2019. Schuld daran sind vor allem die hohen Bauzinsen und hohe Kosten. Weil geldpolitisch vorerst keine Entspannung in Sicht ist, rechnen die IW-Ökonomen mit einem schwachen Jahr 2024 für die Bauwirtschaft.

Zumindest in der Dienstleistungswirtschaft geht es sachte aufwärts. Die Inflation werde 2024 nicht mehr über drei Prozent steigen, so das IW. Die privaten Haushalte haben deshalb wieder etwas mehr Geld in der Tasche.

Nur Deutschlands Wirtschaft schrumpft

Die Arbeitslosigkeit wird im Jahresschnitt voraussichtlich auf sechs Prozent steigen. Mit diesen schlechten Wirtschaftsaussichten steht Deutschland unter den großen Ländern allein da: In den USA wird die Wirtschaft nach der IW-Auslandsprognose um 1,25 Prozent wachsen, in Frankreich um 0,75 Prozent, in China sogar um 4,5 Prozent.

„Die Bundesregierung hat sich in diesem Jahr als regelrechte Konjunkturbremse bewiesen“, sagt IW-Konjunkturexperte Michael Grömling. Die finanzpolitische Unsicherheit belaste die Unternehmen. „Wir brauchen eine schnelle Lösung für das finanzpolitische Chaos. Wichtige Investitionen dürfen nicht auf der Strecke bleiben.“

IW-Direktor Michael Hüther sagt: „Die schlechten Bedingungen im Welthandel sind nicht der einzige Grund für die fortgesetzte Rezession. An dieser Krise hat die Bundesregierung entscheidend mitgewirkt.“ Die Ampel-Koalition müsse finanzpolitische Handlungsfähigkeit beweisen, die deutsche Wirtschaft sei zwingend auf Investitionsimpulse angewiesen. „Kurzfristig kann ein Sondervermögen, ähnlich dem der Bundeswehr, Abhilfe schaffen, langfristig muss eine Reform der Schuldenbremse auf die Agenda.“