Kosten__So können Aquarianer Energie sparen

Kaum ist der lange, heiße Sommer vorüber, sehen sich viele Aquarianer bereits dem nächsten Problem gegenüber: Wie sollen sie angesichts steigender Energiepreise im Winter ihr Aquarium auf die notwendigen Temperaturen bringen?

Egal ob im Großhandel, im Einzelhandel oder beim Halter: Vor der Frage, wie sich rund um die Aquaristik Energie einsparen lässt, steht natürlich stets die Prämisse, dass das Tierwohl der gepflegten Fische nicht gefährdet werden darf. Dies im Hinterkopf, darf man sich den Energieverbrauch im Aquarium genauer anschauen. Die hauptsächlichen Energieverbraucher im Aquarium sind Heizung, Beleuchtung und Filterung. Erstere stellen die wichtigsten Verbraucher dar.

Grundsätzlich lässt sich mit Hilfe von LED-Beleuchtung Energie sparen, denn die Effizienz dieser Beleuchtungsquelle in Lichtstärke pro Watt eingesetzter Energie ist derzeit am höchsten. Möglichkeiten, die Beleuchtung zu reduzieren, bestehen darin, diese morgens und abends, gegebenenfalls auch mittags zu dimmen.

Zeitgesteuert ausschalten

Wenn Leuchtmittel über den Aquarien getrennt geschaltet werden, können einige zeitgesteuert ausgeschaltet werden oder die Beleuchtungsdauer kann insgesamt reduziert werden, indem beispielsweise eine bis zu zwei Stunden dauernde Mittagspause eingelegt wird. Diese kommt für den Fachhandel, der dauernd geöffnet hat, allerdings meistens nicht in Frage.

Eine Pause darf aber auch beim Halter nur dann eingelegt werden, wenn die verringerte Umgebungslichtstärke nicht dazu führt, dass die Fische sich mitten am Tag auf die Nacht einstellen. Das Zimmer mit den Aquarien bleibt während der Mittagszeit so hell, dass die Fische in den Aquarien aktiv bleiben.

Wie lang ist der Tag hell?

Bei gehaltenen Fischen aus tropischen und subtropischen Gebieten in Äquatornähe geht man von einer Tageslänge von zwölf Stunden aus. Effektiv ist der lichte Tag unter Wasser etwas kürzer, da früh am Morgen und abends die Sonne so tief steht, dass das Licht nicht mehr vollständig in das Wasser eindringen kann. Man kann also ungefähr eine Stunde abziehen und kommt so auf elf Stunden.

An den Grenzen zu den Subtropen beträgt der Unterschied zwischen dem längsten und kürzesten Tag im Jahr zirka zweieinhalb Stunden, an der Grenze der Subtropen zu den gemäßigten Breiten bereits mehr als fünf Stunden. Von diesem Unterschied in der Sonneneinstrahlung, die man gut mit den Tageslängen in unseren Breiten nachstellen kann, ist nicht nur die Beleuchtungsdauer sondern auch die Wassertemperatur beeinflusst.

Schwankende Temperaturen

Während in den Tropen die Temperaturen im Verlauf eines Jahres nur sehr wenig schwanken, sind diese Schwankungen in subtropischen Gebieten vergleichsweise hoch. Die Sommertemperaturen können um mehrere Grade höher liegen als die im Winterhalbjahr. Das kennt man in extremer Form aus Deutschland, wo die Temperaturen im Winter bei nah null Grad Celsius und im Sommer teilweise weit über 30 Grad liegen können.

Die Heizung eines Aquariums ist ein weiterer wesentlicher Faktor beim Energieverbrauch. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, die aufgrund der Heizung anfallende Energie zu reduzieren: den Wärmeverlust reduzieren und die Temperatur absenken.

Ein Wärmeverlust im Aquarium tritt vor allem auf durch die Temperaturdifferenz sowie eine mangelhafte Isolierung des Aquariums gegen die umgebende Raumluft – die möglicherweise im Winter zum Energiesparen um wenige Grade reduziert eingestellt wird – sowie durch Verdunstung vor allem bei nach oben offenen Aquarien. Die Aquarienheizung steuert diesem Wärmeverlust entgegen. Da Wasser eine recht hohe Wärmekapazität besitzt, ist vergleichswiese viel Energie nötig, um Wasser zu heizen.

Wärmeübergang reduzieren

Die Möglichkeiten, ein Aquarium zu isolieren, sind vielfältig. So kann der Wärmeübergang vom Aquarium an die Umgebung an den nicht zum Hineinsehen genutzten Scheiben reduziert werden, typischerweise die Rückwand und Seitenscheiben. Das wird erreicht, indem man diese Flächen isoliert – Bodenscheibe, Rückseite, gegebenenfalls teilweise die Seitenscheiben.

Hierfür eigenen sich Materialien aus technischen Schaumstoffen, welche beim Fertigungsprozess Luft einschließen und somit den Wärmeübergangswert im Vergleich zu Glasflächen drastisch reduzieren. Ähnliche Verfahren kennt man bei der Gebäudeisolierung. Je dicker die Isolierung und je geringer der Wärmeübergangswert, desto geringer der Energieverlust.

Schaumstoff für die Seitenscheiben

Für die Bodenscheibe größerer Aquarien eignen sich Hartschaumplatten mit mindestens zehn bis 15 Millimetern Dicke. Die Seitenscheiben können mit Schaumstoffen isoliert werden, die der Dekoration wegen farbig oder mit einer Klebefolie versehen sind. Vor mehr als 60 Jahren war es Mode, die Aquarien in sogenannte Aquarienschränke, meist aus massivem Holz, vollständig einzubauen, was den Wärmeverlust durch Isolierung ebenfalls reduzierte. Die technischen Lösungen zum Heizen waren damals noch nicht so weit entwickelt wie heute.

Eine weitere Möglichkeit, Energie einzusparen, liegt in der Abdeckung der Aquarien. Verdunstung von Wasser – im Sommer sehr willkommen wegen der abkühlenden Wirkung – entzieht dem Aquarium große Mengen von Energie. Die Verdunstung hängt von der Temperaturdifferenz und der Luftfeuchte der Umgebung ab. Kühlere und trockenere Luft, im Winter die Regel, erhöht die Verdunstung und damit den Wärmeverlust.

Abdeckung reduziert Verdunstung

Das kennt man auch vom Nudelkochen: Im geschlossenen Topf erwärmt sich das Wasser sehr schnell und kocht schließlich, wobei der Dampf entweicht. Weitere Wärmezufuhr, besonders bei offenem Topf, erwärmt das Wasser nicht weiter, sondern verschwendet erhebliche Energiemengen zum Verdampfen von Wasser. Wenn das Aquarium abgedeckt ist, reduziert man die Verdunstung ganz erheblich. Die Abdeckung mit Glas- oder Kunststoffscheiben kann man im Sommer wieder wegnehmen, da dann der Kühlungseffekt gewünscht ist.

Die in Aquarien gepflegten Fische reagieren je nach Art recht unterschiedlich auf verringerte Temperaturen. Vorausgeschickt sei, dass auch tropische Fischarten, selbst wenn diese aus Gewässern mit vergleichsweise konstanten Temperaturen stammen, eine gewisse Anpassungsbreite an höhere und auch niedrigere Temperaturen sowie andere physikalisch-chemische Wasserparameter aufweisen. Wie die oben genannten Tageslängen schwanken auch die Temperaturen im Gang der Jahreszeiten, nur eben nicht so stark wie im Freien.

Tierwohl geht immer vor

Es ist durchaus möglich, die Wassertemperaturen um wenige Grade abzusenken, ohne in tierschutzrelevante Bereiche vorzudringen. Da derzeit die meisten Heizungen mit auf 26 Grad Celsius eingestellten Thermostaten noch auf ihren Einsatz in der kühleren Jahreszeit warten, könnte man dies schon mal – vorausgesetzt man pflegt vor allem Fische aus subtropischen Gebieten – auf 24 Grad einstellen und nach weiteren Wochen Ende Oktober gegebenenfalls sogar weiter absenken, wenn man Fische aus gemäßigten Breiten hält. Dieses Absenken sollte aber keinesfalls immer weitergeführt werden, denn das Tierwohl geht stets vor.

Dr. Stefan Karl Hetz