Aquaristik__Ein Wasseregel mit sechs Augen

Foto: Lou Herfurth

Begleitfauna im Aquarium kann sich auf vielfältige Weise darstellen. Von Hüpferlingen über Planarien bis hin zu Muschelkrebsen ist den meisten Aquarianern so einiges bekannt. Asiatische Wasseregel hingegen tauchen nur ab und zu auf. Und sorgen doch für viele Fragezeichen in den Gesichtern, denn sie haben auf den ersten Blick durchaus Ähnlichkeiten mit gefürchteten Planarien.

Der Asiatische Egel wird auch Rüsselegel genannt und wissenschaftlich als Barbronia weberi bezeichnet. Wie sein Name schon vermuten lässt, ist er hierzulande nicht heimisch und wird manchmal versehentlich mit Wasserpflanzen oder Aquarienschnecken eingeschleppt. Er kann sich verhältnismäßig schnell S-förmig durchs Freiwasser bewegen, aber auch an der Aquarienscheibe oder anderen festen Untergründen schlängelt er sich empor, indem er sich mit den Saugnäpfen, die sich an seinen Enden befinden, ruckartig vorwärtsbewegt.

Er hat eine beigegraue ungemusterte Farbe, die leicht ins Bräunliche geht und kann ausgewachsen eine Länge von knapp fünf Zentimetern erreichen, ausgestreckt sogar bis zu zehn Zentimetern. Gleichzeitig ist er mit knapp 0,5 Zentimetern recht schmal. Im Gegensatz zu Planarien verfügt der Egel nicht über den typischen dreieckigen Kopf, denn seiner ist rund und besitzt drei Augenpaare, die im vorderen Drittel jeweils paarig angeordnet sind. Um Planarien und Ringelwürmer zu unterscheiden, reicht bereits eine Lupe, um diese Merkmale zu bestimmen.

Aus wenig fließenden oder stehenden Gewässern

Ursprünglich stammen Ringelwürmer aus asiatischen Gefilden wie etwa Thailand, Borneo, China, Indonesien oder auch Taiwan, wo sie vor allem in nährstofflastigen, wenig fließenden und vor allem stehenden Gewässern vorkommen. Durch Importe gelangten sie zunehmend nach Europa und zählen daher zu den Neozoen. EU-weit, aber auch in Großbritannien, Teilen der USA und Australien existieren bereits im Freiland feste Populationen.

Obwohl Asiatische Egel räuberisch leben, gefährden sie die Aquarieninsassen nicht. Sie ernähren sich vorzugsweise von Aas und anderen Würmern, wie etwa Tubifex oder Mückenlarven, stöbern aber vor allem auch den Bodengrund nach Fressbarem durch. Lebende Garnelen und Krebse behelligen sie in der Regel nicht.

Asiatische Egel vermehren sich zwittrig. Dabei ist auffällig, dass sie sich sogar selbst befruchten können, ohne dass die Nachkommen Fertilitätsprobleme aufweisen, weswegen sie ihren Bestand durchaus invasiv erhöhen können. Lose Eikokons legen sie unter Blätter oder auch im Bodengrund ab, aus denen abhängig von der Wassertemperatur nach ungefähr 14 Tagen die Folgegeneration schlüpft. Da die Kokons transparent sind, lässt sich die Entwicklung gut beobachten.

Regelmäßig Mulmen

Starke Egelpopulationen halten sich besonders gut in eher vernachlässigten Aquarien, weswegen sich ihr Bestand durch regelmäßiges gründliches Mulmen des Bodens in Schach halten lässt. Auch mit einem Kescher können sie problemlos eingefangen werden, wenn sie sich nicht gerade in den Bodengrund zurückgezogen haben. Damit die Egel aber nicht zur Faunenverfälschung beitragen, sollten sie nicht in die freie Natur gelangen.

Kupferhaltige Präparate wirken letal auf Asiatische Wasseregel, allerdings auch auf Wirbellose und einige Fischarten. Übliche Medikamente oder Präparate zur Planarienbekämpfung ohne Kupfer haben indes keine Wirkung auf sie. Asiatische Wasseregel sind interessante Geschöpfe, die sich auch im Nano-Aquarium problemlos zusammen mit Wirbellosen pflegen lassen. Mit Augenmerk auf ihre Bedürfnisse lässt sich ihr Bestand durchaus in Schach halten, sofern man Faszination an ihnen gefunden hat.

Lou Herfurth