Transport zum Tierarzt trainieren

Wenn's zum Tierarzt geht, sollte das Heimtier einen gemütlichen Transportbehälter haben.

Bei jedem Tier ist er unvermeidlich: der Besuch beim Tierarzt. Ob zur Impfung oder wegen einer akuten Erkrankung, irgendwann muss der Liebling in die Praxis zur Untersuchung. Oft bedeutet das für Hund, Katze & Co. Stress. Schon der Anblick der Transportbox macht ihnen Angst. Doch das muss nicht sein. Mit der richtigen Strategie ist der Weg zum Tierarzt kein Problem.

von Dr. Rolf Spangenberg

Eine Kuh würde sich im Sprechzimmer des Tierarztes nicht wirklich gut machen – deswegen sucht der Tierarzt seinen Patienten lieber selber auf. Geht es Hunden, Katzen, Kleinsäugern und Ziervögeln schlecht  – von Notfällen, wie schweren Verletzungen, Magendrehung und Ähnlichem einmal abgesehen – muss der Tierhalter seinen Liebling einpacken und selber zum Arzt bringen. Das bietet zahlreiche Vorteile: Der Tierarzt hat für die Untersuchungen hier alle wichtigen Instrumente, Medikamente und größeren Geräte (z.B. Röntgengerät) parat, außerdem meist fachkundige Helfer und die Tiere sind nicht so „frech“, wie im heimatlichen Revier. Zudem ist es deutlich billiger als ein Hausbesuch.

Doch viele Halter stellt der Tierarztbesuch vor ein Problem: Das Tier hat Angst und verweigert sich dem Transport. Aufregung ist im Krankheitsfall für das Tier jedoch gar nicht gut. Der Transport sollte deswegen für den Patienten unbedingt stressfrei ablaufen. Damit das gelingt, sollten Tierhalter eine Strategie haben. Diese ist je nach Tier anders:

Hunde

Empfehlenswert ist es, Hunde und Katzen schon früh an den Tierarztbesuch zu gewöhnen, so verlieren sie die Angst. Bei den ersten Impfungen und Kontrolluntersuchungen erhalten sie beispielsweise ein Leckerli und verknüpfen dann den Tierarzt mit angenehmen Gefühlen. In Zoos kann man manchmal beobachten, wie etwa Seelöwen auf Routineuntersuchungen (Blutentnahmen, Eingabe von Medikamenten) dressiert werden, sodass sie dies als nettes Spiel betrachten. Nicht der kleine „Piks“ ist das Problem, sondern die Angst davor.

Normalerweise geht der Hund an der Leine zum Doktor, nur Kleinhunde wird man in einen Transportbehälter tun oder auf den Arm nehmen. Die Patienten sollten nicht satt gefüttert sein und während der Wartezeit ab und an eine kleine Belohnung erhalten.

Überwiegend ist der Tierarztbesuch mit Hunden kein Problem, von hysterischen oder besonders aggressiven Tieren einmal abgesehen. Diese erhalten vor der Untersuchung möglicherweise ein Beruhigungsmittel, damit der Vierbeiner problemlos untersucht werden kann. Außerdem beugt ein Maulkorb Beißunfällen vor.

Katzen

Katzen sind überwiegend gelassen beim Tierarzt. Die meisten warten friedlich im Sprechzimmer bis sie dran sind. Doch es gibt auch andere. Nach Aussagen von Katzenhaltern ist der Transportkorb für manchen Stubentiger schon ein rotes Tuch – sie reagieren aggressiv oder extrem ängstlich, wenn sie ihn nur sehen. Schon die Vorbereitungen auf den Tierarztbesuch sind entsprechend schwierig, beim Tierarzt angekommen, beginnt der eigentliche Konflikt, bei dem es immer wieder sogar Verletzte gibt.

Das Problem: Die Tierhalter wissen um die Angst ihrer Katze, deswegen sind sie selber oft sehr ängstlich – diese Stimmung wiederum überträgt sich auf die sensible Katze. Die Empfehlung klingt erstmal lustig, Ärzte meinen es aber ernst, wenn sie sagen, dass erst der Tierhalter ein Beruhigungsmittel nehmen sollte, ehe das Tier eines bekommt.

Die beste Vorbereitung bleibt aber das Training. Dafür braucht jede Katze einen bequemen Transportbehälter. Der sollte für die Samtpfote ein Ort der Ruhe sein, an den sie sich von allein zurückziehen kann, wenn sie möchte. Daher sollte die Transportbox  immer geöffnet in ihrer Nähe sein und mit Leckerbissen bestückt sein, damit sie sich auch wirklich wohlfühlt. Halter sollten dann die Katze  ab und an in der  Box transportieren – wohlgemerkt nicht gleich zum ungeliebten Tierarzt, sondern an vertraute Orte. Der Transport soll Routine werden und kein Abenteuer sein!

In der Praxis angekommen, ist auf das Geschick des Arztes zu vertrauen, Ruhe und kompetente Gelassenheit während der Untersuchung zu verbreiten. Vielfach ist es zweckmäßig, wenn er die Besitzer herausschickt und sich allein um die Katze kümmert.

Kleinsäuger

Kaninchen, Meerschweinchen, Ratten und andere Kleinsäuger kommen in passenden Behältern zum Tierarzt. Der Zoofachhandel hält eine große Anzahl verschiedener Transportboxen für Hamster und Co. bereit und wird Sie gut beraten. Wichtig: Kleinsäuger nie auf dem Arm oder in offenen Handtaschen/Körben transportieren. Schon manches Kaninchen ist plötzlich weggesprungen und hat sich die zarten Knochen gebrochen! Die Behälter sollten passend, doch nicht zu groß sein. Sie dienen ja nur zum Transport, nicht als dauerhafter Aufenthaltsort. Für den Transport braucht das Tier nur die gewohnte Einstreu und etwas Futter zum Knabbern.

Ziervögel

Ob zahme Großpapageien oder ängstlicher Wellensittich – Vögel benötigen einen ihnen vertrauten Transportkäfig. Bitte nicht mit einem sperrigen Flugkäfig beim Tierarzt erscheinen! Das Herausfangen sollte bequem und stressfrei möglich sein. Beim Transport den Käfig mit einem Tuch abdecken, das beruhigt den Vogel und schützt ihn vor Zugluft.

Fische und Terrarientiere

Bei Fischen ist die Umgebung, das Becken, für die Beurteilung der Haltungsbedingungen sehr wichtig. Es bringt nichts, einzelne kranke Fische in einem kleinen Glas dem Tierarzt vorzustellen. Also wird man wohl in erster Linie den kundigen Zoofachhändler bitten müssen, einen Hausbesuch zu machen. Er wird Sie auch beraten, wenn tierärztliche Hilfe erforderlich ist.

Für Terrarientiere gibt es keine allgemeingültigen Regeln. Eine Bartagame, Schildkröte oder Kornnatter wird sich ohne Probleme in einem geeigneten Behälter zum Tierarzt bringen lassen. Bei größeren Reptilien (Riesenschlangen) mag das schwierig sein. Hier muss man von Fall zu Fall entscheiden.

Lesen Sie dazu auch: Der Katze die Angst vor dem Tierarzt nehmen