Einzelhandel__Kassen werden mobil

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"Mobile first", so könnte man die Planungen des Handels zu seinen Kassenlösungen überschreiben. Außerdem gewinnen Self-Checkout- oder Self-Scanning-Systeme weiter an Attraktivität. Das EHI Retail Institute hat sich im Handel umgehört.

„Kassensysteme müssen immer neuen Anforderungen in immer kürzeren Zyklen genügen, deshalb ist höchste Flexibilität gefragt“, erklärt Cetin Acar die Ergebnisse der Handelsbefragung POS-Systeme 2020. „Das führt außerdem dazu, dass Investitionen in Kassenhard- und Kassensoftware nach wie vor einen großen Anteil der IT-Investitionen ausmachen.“ Insgesamt ist die Anzahl der Kassen im Handel in Deutschland aber erstmals unter die Millionengrenze gerutscht.

986.000 Kassen gibt es zurzeit im deutschen Einzelhandel. Das ist laut EHI der niedrigste Stand seit 23 Jahren und hängt mit strukturellen Veränderungen im Handel wie Übernahmen, Zusammenschlüssen und Entwicklung des E-Commerce zusammen. Die durchschnittliche Zahl der Kassen pro Geschäft hat sich von 2,15 auf 2,22 sehr leicht erhöht. Das durchschnittliche Alter einer Kasse liegt nun bei 5,7 Jahren. 2018 waren es noch 5,2 Jahre.

Ältere Software

77 Prozent der befragten Händler wollen ihre Hardware in den nächsten Jahren ganz oder teilweise erneuern. Die Kassensoftware hat ein Durchschnittsalter von 6,8 Jahren. 58 Prozent der befragten Unternehmen wollen in den kommenden zwei Jahren neue Kassensoftware einsetzen. Ein knappes Drittel (32 Prozent) setzt dabei auf individuelle Lösungen.

Die Weichen für die mobilen Prozesse werden gestellt. Das Ranking der To-Do‘s am POS führt mit 56 Prozent der Einsatz von mobilen Geräten mit Kassenfunktion an. Die Verantwortlichen des Untersuchungspanels schätzen das Potenzial von mobilen Kassen am POS als hoch ein. 21 Prozent haben heute bereits mobile Geräte mit Kassenfunktion im Einsatz, zukünftig planen dies 53 Prozent. 47 Prozent setzen Mobile Devices zur Beratung ein, 72 Prozent haben das in naher Zukunft vor.

Selbst ist der Kunde

An zweiter Stelle des Prioritäten-Rankings stehen Self-Checkout- und Self-Scanning-Systeme, deren Verbreitung in Deutschland seit Jahren an Dynamik gewinnt. Insgesamt wollen 47 Prozent den Einsatz beziehungsweise die Optimierung von Self-Checkout und Self-Scanning-Systemen vorantreiben. Heute haben 40 Prozent der Befragten Self-Checkout- oder Self-Scanning-Systeme im Einsatz. Künftig wollen 60 Prozent der Unternehmen solche Systeme einsetzen. Die Händler, die in den nächsten zwei Jahren Self-Service-Systeme einsetzen wollen, zeigen eine noch stärkere Präferenz in Richtung Self-Scanning mit dem Kundensmartphone. 81 Prozent planen dies.

Der Touchscreen als Eingabemedium hat sich über Branchengrenzen hinweg längst etabliert. 63 Prozent der befragten Unternehmen setzen ausschließlich auf den Touchscreen. Die restlichen 37 Prozent nutzen neben dem Touchscreen eine Tastatur. Bereits 68 Prozent haben multi-touch-fähige Bildschirme im Einsatz. Aber lediglich 15 Prozent nutzen die Möglichkeiten wie beispielsweise durch das vom Smartphone bekannte Vergrößern von Bildschirminhalten mit einer Fingerspreiz-Geste.