Tierärztin gibt Tipps__Kaninchen verstecken ihren Schmerz

Foto: Claudia Peters/Pixabay

Ob es einem Tier gut geht, ist für den Halter häufig nicht gleich ersichtlich. Bei einem Kaninchen ist das besonders schwierig zu erkennen. Die Berliner Tierärztin Dr. Anja Ewringmann hat sich auf Kleinsäuger spezialisiert und sagt: Wer eine Veränderung beim Tier bemerkt, sollte sofort zum Tierarzt gehen.

Die Natur ist hart: Offenbart ein Beutetier Schwäche, zeigt es dem Räuber damit an, dass es leicht zu fassen sein könnte. Nun sind Kaninchen als Heimtiere in aller Regel nicht in Gefahr, von einem Raubtier gefressen zu werden. Ihre Instinkte als Fluchttiere haben die Langohren aber noch in sich.

Für Halter erwächst daraus ein Problem. Denn das Kaninchen zeigt nicht, wenn es ihm schlecht geht und es Schmerzen hat. Liegt ein ernstes gesundheitliches Problem vor, sollte Mensch Anzeichen erkennen. Denn manchmal geht es ganz schnell, wie Ewringmann sagt. „Hat das Kaninchen beispielsweise einen Darmverschluss, kann das innerhalb weniger Stunden zum Tode führen.“

Entspannt und aufmerksam

Es gilt also, schnell zu handeln, wenn sich das Tier auffällig verhält. Ein gesundes Kaninchen sei entspannt, aufmerksam und erforsche aktiv die Umgebung. Es fresse und putze sich regelmäßig, habe die Augen weit geöffnet und zeige ein reges Ohrenspiel, so die 54-jährige Tierärztin. All diese typischen Verhaltensweisen nehmen in der ein oder anderen Weise und Intensität ab, sobald das Tier Schmerz verspürt.

Für den Halter gilt also, dass er sofort alarmiert sein sollte, wenn sich solche Wesensänderungen beim Tier zeigen. Und weil sich das Tier in aller Regel bemüht, solche Symptome zu verbergen, gelte es, keine Zeit zu verlieren, wenn Mensch etwas dergleichen bemerkt. „Kaninchen werden häufig zu spät zum Arzt gebracht“, so Ewringmann. Halter sollten auch nicht noch „etwas weiter beobachten“, sondern gleich zum Fachmann.

Zähne müssen sich abnutzen

In ihrer Berliner Praxis sieht Anja Ewringmann täglich die gesundheitlichen Probleme der Tiere. Etwa Zahnerkrankungen, die auf falsche Fütterung zurückzuführen seien. Kaninchen müssen ihre Zähne abnutzen beim Fressen, damit sie nicht zu lang werden. Passiert das nicht, wird es irgendwann schmerzhaft.

Ältere Tiere litten häufig unter Arthrosen, Weibchen hätten eine hohe Wahrscheinlichkeit an Gebärmutterkrebs zu erkranken. Verdauungsprobleme träten häufig in Zusammenhang mit einer hohen Haar-Last im Verdauungstrakt auf. Ewringmann führt das auch auf veränderte klimatische Bedingungen zurück – die Tiere wechselten nicht mehr nur zweimal im Jahr das Fell, sondern gewissermaßen permanent. Beim Putzen nehmen sie dann die ausfallenden Haare auf.

Auch kommen Kaninchen nicht selten mit einer Blasenentzündung in ihre Praxis. Zuviel Kalzium bei zu wenig Wasser könne zu Blasensteinen führen. Und bei Widdern seien oft die Ohren entzündet, sagt die Tierärztin.

Artgerecht halten

Was können Halter also tun? Grundsätzlich solle ein Kaninchen artgerecht gehalten und gefüttert werden, sagt Ewringmann. Bei der Ernährung empfiehlt sie viel Heu und Frischfutter zu geben. Zudem rät sie bei weiblichen Tieren zum frühen Entfernen der Eierstöcke und der Gebärmutter, sofern das im Einzelfall mit dem Tierschutzgesetz vereinbar ist.

Sollte das Kaninchen aber plötzlich weniger fressen, putzen oder sich bewegen, sollte es eine verkrampfte Haltung einnehmen und das typische Ohrenspiel vermissen lassen, dann sollten Halter keine Zeit verlieren. Wenn der Schmerz größer als die Instinkte wird, ist es allerhöchste Zeit einen Mediziner aufzusuchen.

dh